Lebenslauf
Flächen im Dialog
Michael Post untersucht in seinen Objekten Phänomene der Wahrnehmung. Seit 2005 war er Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein (AKM), und ab 2014 Mitglied des Vorstands. Im Jahr 2001 erhielt er das Artist in Residence Stipendium im Künstlerhaus Schloß Balmoral in Bad Ems, einer Einrichtung der Kulturstiftung von Rheinland-Pfalz. Von 2006 bis 2019 war er dort auch Mitglied des Beirats. Mit dem Wiesbadener Bildhauer und Plastiker Heiner Thiel arbeitet er seit 2004 zusammen an Ausstellungskonzepten und Kunstinstallationen im öffentlichen Raum.
Michael Post
Heiner Thiel und Michael Post in Piégros-la-Clastre, Frankreich, vor der Galerie Imprints
Michael Post
Geboren 1952 in Wiesbaden, wuchs Michael Post in seinem Elternhaus mit zwei Schwestern und einem Bruder auf. Früh besucht er mit seiner anthroposophisch gesinnten Mutter das Wiesbadener Landesmuseum. Hier ist er vor allem durch das Werk des russischen Malers Alexej Jawlensky beeindruckt, von dem dieses Haus eine bedeutende Kollektion besitzt; im Zentrum seiner Aufmerksamkeit stehen dabei die Serien der an Ikonen erinnernden Leidensgesichter Christi einschließlich der in ihnen artikulierten Erlösungshoffnungen. In Erinnerung bleibt auch eine Ausstellung der graphischen Serie der Desastres de la Guerra von Francisco de Goya.
Neben dem Interesse an abstrakter Malerei und OpArt sind es Texte des amerikanischen Undergrounds und der Beatnik Literatur, wie beispielsweise Alan Ginsbergs Gedicht Howl, Jack Keroacs On The Road oder William S. Burroughs Naked Lunch, die ihn berühren.
In den späten sechziger Jahren freundschaftliche Verbundenheit mit seinem Lateinlehrer Burkhard Brunn und seiner Lebensgefährtin, der Künstlerin Charlotte Posenenske, die nach ihrem frühen Tod auch international bekannt werden sollte. Gemeinsame Reise nach London, einem Zentrum der damaligen Popkultur. Bei einem Zwischenstopp in Antwerpen Besuch der Wide White Space Gallery, in der Post zum ersten Mal mit Werken amerikanischer Minimalisten konfrontiert wurde, die ihn nachhaltig beschäftigen. Brunn machte ihn unter anderem mit dem epischen Theater Berthold Brechts bekannt. Das in diesem Kontext ebenfalls diskutierte Thema von Macht und Gewalt bildet seither ein immer wiederkehrendes Element seines künstlerischen Werks.
Teilnahme an politischen Demonstrationen der Friedensbewegung und Beschäftigung mit den Problemen der Verdrängung der Verbrechen des Nationalsozialismus im Nachkriegsdeutschland. Die zunehmende Gewaltbereitschaft auf der Seite entsprechender Gruppen der politischen Linken irritiert ihn und findet zunehmend weniger seine Zustimmung. Kontakt zu Kreisen, in denen die Positionen der Frankfurter Schule diskutiert wurden. Theodor W. Adornos bekannte Bemerkung „Nach Ausschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“, bezog sich zwar auf die Lyrik, besaß für Post jedoch auch Relevanz für die bildende Kunst.
Angeregt durch die Lebensformen der Anarchisten und Hippies unternahm Post Reisen rund um das Mittelmeer. Interesse an schwarzem und weißem Blues und unterschiedlichen Formen des CrossOver zwischen Blues, Jazz, Rock und Klassik.
Ab 1972 Studium der Malerei am Fachbereich Gestaltung der FHW und späteren Hochschule Rhein Main in Wiesbaden bei dem Maler Robert Preyer, dessen Lehre für die Entwicklung des Künstlers von prägender Bedeutung ist. Hier gewinnt er nicht nur Einblick in die Eigenlogik ästhetischer Prozesse, sondern zugleich in entsprechende Formen theoretischer Reflexion. In frühen Arbeiten positioniert er sich bereits im Kontext von Zero, der Minimal Art und der Konkreten Kunst.
In der documenta V in Kassel im Jahr 1972, die er besuchte, sieht Post bis heute einen der stärksten Impulsgeber seiner Arbeit. Das dort von Harald Szeemann vorgestellte Programm der Individuellen Mythologien, die Werke der Concept-Art sowie die begleitenden Diskurse des Ästhetik-Professors Bazon Brock eröffneten ihm neue Perspektiven ästhetischen Denkens. Brock besitzt bis heute Bedeutung für den Künstler.
1976, nach der Beendigung des Kunststudiums Zivildienst auf der Pflegestation eines Altersheims. Anschließend studiert er für einige Semester Kunstgeschichte und Publizistik an der Universität Mainz.
1981 bis 1982 freier Mitarbeiter in der Wiesbadener Galerie Harlekin Art von Ute und Michael Berger. Danach Tätigkeit im Bereich Ausstellungstechnik des Wiesbadener Landesmuseums. Technische Leitung der Ausstellung Fluxus 1962-1982. In diesem Zusammenhang Begegnungen mit Künstlern wie Allan Kaprow, Joe Jones, George Brecht, Dick Higgins, Ulay und Abramovic, Fritz Schwegler, Peter Vogel, Michael Buthe, Robert Filliou und Dieter Krieg. Post beginnt, Texte über Künstler und Ausstellungen u.a. für den Wiesbadener Kurier zu verfassen.
1979 erste Begegnung mit dem Bildhauer und langjährigen Freund und Kooperationspartner Heiner Thiel.
Ein wichtiger Mentor für Post war der Museumsrestaurator und Publizist Erich Gantzert-Castrillo, der ihm Einsichten in den Umgang mit künstlerischen Materialien vermittelte. Zu nennen ist auch die freundschaftliche Verbindung mit dem inzwischen verstorbenen Theaterregisseur Hermann Kleinselbeck, mit dem er über Jahre einen intensiven Austausch über Kunst, Kultur und Politik pflegte.
1986 heiratete Post die Architektin Sabine Kresslein; ihre Tochter Julia wird geboren. Später zieht die Familie von Wiesbaden nach Ippenschied in den Hunsrück.
1992 Einladung des Künstlers durch die Fachschaft des Kunsthistorischen Instituts der Universität Gießen zur Teilnahme an einer Ausstellungsreihe, die durch den Kunsthistoriker und Philosophen Gottfried Boehm initiiert wurde. Post, der dem Theoretiker bereits einige Jahre zuvor begegnet war, intensiviert die Auseinandersetzung mit seinen Schriften.
2001 Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Schloss Balmoral in Bad Ems, einer Einrichtung der Kulturstiftung von Rheinland-Pfalz.
2002 beginnt die Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Heiner Thiel. Aus kleineren Kooperationen entwickeln sich größere Projekte: es entstehen gemeinsame Arbeiten für Institutionen und den öffentlichen Raum. In den folgenden Jahren zeigen sie ihre Werke in Einzelund Gruppenausstellungen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Österreich, England, Ungarn und den USA.
2005 gewinnt Post den ersten Preis des Skulpturenwettbewerbs Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt.
Ab 2006 dreizehn Jahre lang Beiratsmitglied des Künstlerhauses Schloss Balmoral. 2010 gründen Post und Thiel den Eigenverlag Edition PT, um unabhängig und preisgünstig Kataloge publizieren zu können.
2012 gemeinsame Planung einer Ausstellungsreihe mit Künstlerinnen und Künstlern, die aus unterschiedlichen Perspektiven an der Thematik der halbplastischen, farbigen Form arbeiten. Die Reihe erhält – angeregt durch den Bildhauer David Rabinowitch – den Titel: embodying colour.
2013 wurde embodying colour in der Kunsthalle Wiesbaden, 2014 im Vasarely Museum in Budapest, 2018 in der Galerie Imprints, Crest/Drôme Frankreich und 2019 im Museum-Wilhelm-Morgner, Raum Schroth, in Soest gezeigt. Es erscheinen drei Kataloge in der Edition PT.
Seit 2002 mehrere Reisen des Künstlers mit Heiner Thiel und seiner Frau Eva in die U.S.A. anlässlich gemeinsamer Ausstellungen in der Galerie Charlotte Jackson Fine Art in Santa Fe Besuch von Sammlern und Exkursionen in die weiten Landschaften der südwestlichen Vereinigten Staaten.